Zentrum für Handchirurgie
am Klinikum Starnberg
Osswaldstrasse 1
82319 Starnberg
Tel.: 08151 182 524
Unter Arthrose versteht man einen Verlust des Gelenkknorpels, welcher fortschreitet und letztendlich das betroffene Gelenk zerstört. Der Patient bemerkt neben einer Schwellung zunehmende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einen Kraftverlust. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer Deformierung der Finger und der Hand und letztendlich zu einem kompletten Funktionsverlust kommen. Es können alle Knorpel der Hand und des Handgelenks einzeln oder in Kombination betroffen sein.
Eine Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose) fällt durch Schmerzen mit Kraftverlust sowie einer behindernden Fehlstellung auf. Nicht selten sind beide Hände betroffen. Die üblichen Ursachen sind ein Gelenkverschleiß durch Überlastung oder ein vorausgegangener Knochenbruch. Abhängig von den Beschwerden des Patienten stehen unterschiedliche Therapiekonzepte zur Verfügung. In der Frühphase der Erkrankung wird eine Schienenbehandlung oder eine Injektionstherapie (Radiosynovthese) empfohlen. Bei einer ausgeprägten Arthrose kommen unterschiedliche Operationstechniken angepasst an den Patienten in Betracht. Diese reichen von der Resektionsarthroplastik über eine Teilversteifung hin bis zu einem Gelenkersatz mittels Sattelgelenksprothese. Allen Operationsverfahren gemein ist eine lange Rekonvaleszenzzeit von etwa 6 Monaten.
An den Fingern kann eine Gelenkzerstörung nach einer Infektion oder einem Knochenbruch auftreten. Als degenerativer und oft auch vererbter Verschleiß der Mittelgelenke ist die Bouchard Arthrose und an den Endgelenken die Heberdeen Arthrose bekannt. Eine Sonderform ist die deformierende Zerstörung der Grundgelenke im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis. Als konservative Therapie kommen zunächst entzündungshemmende Medikamente und Injektionen zum Einsatz. Ist die Erkrankung zu weit fortgeschritten, dauernde Schmerzen vorhanden und eine erkennbare Fehlstellung eingetreten, so verbleibt als operative Therapie eine Gelenkversteifung (Arthrodese) oder der Einsatz von Kunstgelenken. Die Wahl des Verfahrens hängt vom Alter des Patienten sowie seiner funktionellen Bedürfnisse ab und muss von Fall zu Fall entschieden werden.
Kommt es anlagebedingt oder nach einem Unfall zu einer Verengung eines Nervenkanals, so spricht man von einem peripheren Nervenkompressionssyndrom. Je nach Art des betroffenen Nerven bemerkt der Patient ein Kribbeln oder eine Taubheit der Finger, Schmerzen oder einen Kraftverlust mit schwinden der versorgten Muskulatur. Zur Bestätigung der Diagnose wird von einem Neurologen die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen.
Am weitaus häufigsten ist das Karpaltunnelsyndrom. Neben dem Verlust des Tastsinns des Daumens, des Zeigefingers und des Mittelfingers beklagen die Betroffenen nächtliche Schmerzattacken und nach einiger Zeit ein Abnehmen des Daumenballens. In der Frühphase der Erkrankung kann eine Nachlagerungsschiene oder eine Kortisoninjektion vorübergehend Linderung bringen. Eine Heilung gelingt letztendlich nur mit einem kleinen operativen Eingriff. Dieser erfolgt ambulant und in örtlicher Betäubung. Nach wenigen Wochen ist die Hand voll einsetzbar.
Ist der Ellennerv am Handgelenk betroffen, so entsteht das sogenannte Guyon-Logen-Syndrom. Hier imponiert eine Taubheit des Ringfingers und des Kleinfingers sowie ein deutlicher Kraftverlust der gesamten Hand. Eine operative Dekompression des Nerven ist die einzige erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeit.
An der Innenseite des Ellenbogens kann der Nervus ulnaris am „Musikantenknochen“ durch Verwachsungen gestört sein. Diese Sulcus Nervi Ulnaris Syndrom verursacht eine Taubheit der Außenkante der Hand und des Unterarms sowie eine Schwäche der Handmuskulatur. Sind konservative Maßnahmen wie eine Lagerungsschiene nicht erfolgreich, so wird eine Befreiung des Nerven notwendig werden. Diese Operation wird ambulant unter Betäubung des Armes durchgeführt.
In der Ellenbeuge und am Unterarm können einige weiter Nervenkompressionssyndrome auftreten. Seltene Vertreter sind das Supinatorlogensyndrom, das Pronator Teres Syndrom, das Interosseus anterior Syndrom sowie das Wartenbergsyndrom. Sie alle sind operativ gut behandelbar und die Therapie erbringt in der Regel hervorragende Ergebnisse.
Abhängig von der Art und Form des Bruches stehen eine Gipsbehandlung oder eine operative Stabilisation (Osteosynthese) zur Diskussion. Offene Brüche mit sichtbaren Knochenenden stellen einen absoluten Notfall dar und bedürfen sofortiger ärztlicher Behandlung. Geschlossene Knochenbrüche können wohl geplant innerhalb einiger Tage versorgt werden.
Der Bruch der Speiche (Radiusfraktur) ist der häufigste Bruch des menschlichen Körpers. Betroffen sind vor allem Frauen nach den Wechseljahren, welche bereits an einer Osteoporose leiden. Einfache Brüche ohne Fehlstellung können mittels Gipsverband für 6 Wochen ruhig gestellt werden. Kompliziertere Verletzungen mit Fehlstellung oder Zerbrechen des Gelenks benötigen oftmals eine operative Stabilisierung. Hierfür kommt eine Verdrahtung, eine Verplattung oder das Anlegen eines äußeren Spanners (Fixateur externe) in Betracht. Der Eingriff erfolgt in Oberarmbetäubung und kann in den meisten Fällen ambulant durchgeführt werden.
Brüche der Handwurzelknochen betreffen eher jüngere Patienten in Folge von Sportunfällen oder Arbeitsunfällen. Am häufigsten ist das Kahnbein verletzt (Skaphoidfraktur). Die Behandlung ist in den meisten Fällen eine Verschraubung mit einer Spezialschraube (Herbertschraube), wodurch die früher übliche Ruhigstellung von bis zu 12 Wochen entfällt. Wird ein Kahnbeinbruch nicht erkannt und entsprechend behandelt, so kann dieser nicht verheilen und es kommt zu einem Falschgelenk (Pseudarthrose). Eine Rekonstruktion ist auch hier möglich, jedoch weitaus aufwendiger.
Zu gebrochenen Fingerknochen und Mittelhandknochen kommt es in jeder Altersklasse durch unterschiedlichste Unfallereignisse. Ziel der Behandlung ist eine schnelle Wiederherstellung der Beweglichkeit. Um eine umgehende krankengymnastische Übungsbehandlung zu ermöglichen, ist oftmals die operative Stabilisation angezeigt. Bei geeigneten Bruchformen kommt eine nicht operative Behandlung mit speziellen Gipsen zum Einsatz.
Als der französische Anatom und Chirurg Guillaume Dupuytren im Jahre 1832 als erster diese Erkrankung genau beschrieb, war ihm sicher nicht bewusst, dass er damit ein Stück Medizingeschichte schrieb. Heute wird sein Name weltweit täglich tausendfach in chirurgischen und handchirurgischen Abteilungen zur Benennung einer bestimmten Veränderung der Hohlhand benutzt. Dupuytren erkannte als erster, dass weder eine Erkrankung der Beugesehnen noch eine Veränderung der Haut dieser Erkrankung zu Grunde lag. Er identifizierte als Ausgangspunkt der Beschwerden eine Schrumpfung und Verhärtung der Palmaraponeurose, einer bindegewebigen Isolierschicht zwischen Sehnen und Haut.
Das Bild der Erkrankung ist geprägt von einer stetigen Zunahme von harten Knoten und Strängen in der Handfläche, welche durch Schrumpfung ein „Hereinziehen“ der Finger in eine Beugestellung verursachen. Die Dauer dieses Prozesses bis zu einem Endzustand hin ist nicht vorhersehbar und liegt zwischen wenigen Monaten bis mehreren Jahren. Schmerzen treten nur auf, wenn die Verhärtungen direkt auf Nerven drücken.
Wissenschaftliche Untersuchungen konnten bisher keine Ursache identifizieren. Genaue Beobachtungen konnten jedoch einige Verteilungsmuster erkennen lassen. Man weiß heute, dass vor allem die nordische Rasse betroffen ist. Die Erkrankung tritt bei Farbigen sowie bei Asiaten äußerst selten auf. In unseren Breiten zeigt sich ein Altersgipfel im 5. und 6. Lebensjahrzehnt, Männer sind etwa sechsmal häufiger erkrankt als Frauen. Eine familiäre Häufung wurde ebenfalls bekannt.
Der beste Zeitpunkt zur Behandlung sowie die Wahl der Therapieform richten sich vor allem nach den Beschwerden des Patienten. Bei einer störenden Einziehung der Finger ist der richtige Moment zum Aufsuchen eines Handchirurgen gekommen.
Abhängig vom Grad der Erkrankung stehen verschiedenen Operationsverfahren zur Verfügung. Bei einem einzelnen, gut abgrenzbaren Strang besteht die Möglichkeit, diesen durch eine sogenannte Nadelfasziotomie ohne Eröffnung der Haut zu durchtrennen und den betroffenen Finger somit wieder streckbar zu machen. Bei komplexeren Veränderungen bleibt nur eine offene Operation mit Entfernung des gesamten geschrumpften Gewebes (Fasziektomie)
Der Eingriff wird normalerweise ambulant unter Betäubung des Armes durchgeführt. Abhängig vom Grad der Erkrankung kann die Nachbehandlungsphase von wenigen Wochen bis zu wenigen Monaten dauern. Krankengymnastische Übungen sowie eine Narbentherapie sind meist notwendig.
Wird ein Kind mit einer Fehlbildung der Hand geboren, ist der Schock für die Eltern zunächst groß. Es ist jedoch wichtig, diese Fehlanlagen richtig einzuschätzen und dementsprechend zu Handeln. Die Schwere der Veränderungen variiert sehr und die Langzeitprognose für eine gute Funktion und ein ästhetisch ansprechendes Aussehen sind sehr unterschiedlich. Der 1. Schritt ist stets der Kontakt zum Kinderarzt. Zunächst müssen mögliche begleitende Veränderungen an inneren Organen erfasst und im gesamten Behandlungskonzept mit berücksichtigt werden. Bezüglich der Veränderungen der Hand sollte ein baldiger Erstkontakt mit einem Handchirurgen erfolgen. Auch wenn etwaige operative Schritte erst zu einem späteren Zeitpunkt notwendig werden, sollte gemeinsam mit den Eltern zu einem frühen Zeitpunkt eine zeitliche Planung über die folgenden Monate und Jahre abgestimmt werden.
Zu den klassischen Fehlbildungen gehören zusammengewachsene Finger oder Zehen (Syndaktylie), überzählige Finger (Polydaktylie) oder ein Minderwachstum (Brachydaktylie).
Beugesehnen sowie Strecksehnen können bei einer Schnittverletzung direkt durchtrennt werden oder durch Überlastung abreißen.
Der typische Strecksehnenriss an der Hand findet sich an den Endgelenken und fällt durch ein herabhängendes Fingerglied auf. Diese Verletzung ist kaum schmerzhaft und geschieht oft im Rahmen eines Bagatellunfalls. Die Behandlung richtet sich nach der Art der Veränderungen. Ein reiner Sehnenabriss mit einem Streckdefizit von etwa 30 Grad kann einer Schienenbehandlung zugeführt werden. Eine stärkere Beugestellung, ein knöcherner Sehnenausriss oder ein länger zurückliegender Unfall sollten eine operative Sehnennaht nach sich ziehen. Strecksehnenabrisse auf Höhe des Handgelenks entstehen auf dem Boden einer Handgelenksarthrose oder einer rheumatischen Arthritis. Meist sind mehrere Finger betroffen und der Bewegungsverlust betrifft bereits die Grundgelenke. Hier ist die Operation die einzige sinnvolle Behandlungsoption. In Gefolge eines Speichenbruchs kann es zum Riss der langen Daumenstrecksehne kommen (EPL-Ruptur). Auf Grund einer anatomischen Spezialität werden diese mit sehr guten Ergebnissen durch einen Sehnentransfer vom Zeigefinger rekonstruiert (Extensor Indizes Plastik).
Durchtrennungen oder Abrisse von Beugesehnen stellen einen Notfall dar. Je früher eine Operation erfolgt umso bessere Ergebnisse sind zu erwarten. Durch die hohe Vorspannung der Beugesehnen kann gegebenenfalls ein Sehnentransfer erforderlich werden. Die Nachbehandlung soll eine baldige Bewegung zur Vermeidung von Verklebungen mit dem Schutz vor einem erneuten Riss kombinieren. Hier kommt eine spezielle ergotherapeutische Nachbehandlung zum Einsatz (Kleinert Nachbehandlung).
Da sich die Handchirurgie traditionell mit den Besonderheiten von Sehnenverletzungen befasst, behandle ich ebenfalls Risse der Bizepssehne, Trizepssehne, Achillessehne sowie der Sehnen des Fußes.
Durch einen Knochenbruch oder eine angeborene Formvariante kann es zu einer störenden Fehlstellung kommen. Diese fallen durch eine Verlängerung, eine Verkürzung, einen Achsenknick oder einen Rotationsfehler auf. Der Patient bemerkt Schmerzen sowie eine Einschränkung der Gelenksbeweglichkeit. Prinzipiell besteht für alle Knochen der Hand und des Unterarms die Möglichkeit der Wiederherstellung (Korrekturosteotomie). Hiermit kann die normale Form und Funktion wieder hergestellt werden.
Bleibt nach einem Knochenbruch die Heilung gänzlich aus, so entsteht ein Falschgelenk (Pseudarthrose). Im Handgelenk ist das Kahnbein auf Grund seiner komplizierten Durchblutungssituation am öftesten betroffen (Skaphoidpseudarthrose). Um eine fortschreitende Gelenkzerstörung zu verhindern, ist ein rekonstruktiver Eingriff mit Transplantation eines Knochenstücks aus dem Beckenkamm unumgänglich (Matti-Russe Plastik).
Schmerzhafte Fehlstellungen von Fußknochen sind der Hammerzeh oder der Hallux valgus. Beide Erkrankungen können operativ mit guten Ergebnissen behandelt werden.
In der Medizin beschreibt das Wort „Tumor“ lediglich eine Gewebsvermehrung. Es ist daher nicht mit Krebs gleichzusetzen.
An der Hand sind bösartige Tumoren eine absolute Rarität. Die meisten Gewebsvermehrungen sind abgekapselte Flüssigkeitszysten (Ganglion) oder gutartige solide Gebilde. Ausgehend von ihrem Grundgewebe können dies Fibrome, Talgzysten, Neurome, Lipome oder Riesenzelltumore sein. Prinzipiell können diese an allen Stellen der Hand auftreten. Die Frage ob und wie schnell ein Tumor entfernt werden muss richtet sich in erster Linie nach den Beschwerden die er verursacht sowie einer etwaigen Wachstumstendenz.
Tumoröse Knochenveränderungen können ein Enchondrom, ein im Knochen gelegenes Ganglion oder eine Knochenzyste sein. Nehmen diese zu viel Raum in der Knochensubstanz ein, so besteht die Gefahr eines Bruches (pathologische Fraktur). Somit ist eine rechtzeitige Entfernung und Auffüllung mit Ersatzgewebe sinnvoll.
Eine Sonderform sind auffällige Hautveränderungen, welche große Areale betreffen können. Oft sind es lange zurück liegende Sonnenschäden, welche letztendlich zu einem Hautkrebs geführt haben. Diese bezeichnet man als Spinozelluläres Karzinom oder Melanom. Gemeinsam mit dem Hautarzt wird das Vorgehen geplant. Bei größeren Hautdefekten kommen unter Umständen Hautlappenplastiken zur kosmetischen wie auch funktionellen Wiederherstellung zum Einsatz.
Der Ellenbogen stellt zusammen mit dem Unterarm und der Hand eine funktionelle Einheit dar und muss als solche bei Erkrankungen oder Verletzungen auch gemeinsam betrachtet werden. Bei den chronischen Erkrankungen stehen der Tennisellenbogen und der Golferellenbogen (Epikondylitis) im Vordergrund. Sollten alle konservativen Maßnahmen nicht zu dem gewünschten Therapieerfolg führen, kann ein kleiner ambulanter Eingriff die Beschwerden lindern oder beseitigen. Bei der chronischen Schleimbeutelinfektion (Bursitis olecrani) besteht neben Kortisoninjektionen und Schienenbehandlung die Möglichkeit der Schleimbeutelentfernung.
Bei Unfällen kann es zum Bruch des Speichenköpfchens (Radiusköpfchenfraktur) oder der Elle (Olecranonfraktur) kommen. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation ergibt sich aus der Lage der Bruchlinie sowie der Stellung der Knochenfragmente.